Keynote 2: Best Practice Curriculumentwicklung: Der Studiengang „AI Engineering“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Best Practice Curriculumentwicklung: Der Studiengang „AI Engineering“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
PräsentationAls zweite Keynote der Auftaktveranstaltung stellte Professor Lang den innovativen Bachelorstudiengang „AI Engineering“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg vor. In seinem Vortrag schilderte er eindrucksvoll die Ausgangslage: Noch im Jahr 2021 fehlte es in Deutschland an spezialisierten Studienangeboten zur Ausbildung von Expert*innen für industrielle KI-Systeme. Gleichzeitig zeigte eine Studie des Branchenverbands Bitkom, dass zwar ein großes wirtschaftliches Interesse an Künstlicher Intelligenz besteht, konkrete Anwendungsmöglichkeiten jedoch kaum diskutiert und noch weniger ausgeschöpft werden. Als ein wesentlicher Grund wurde der Mangel an Fachkräften mit entsprechendem Know-how identifiziert.
Aus dieser Herausforderung heraus entstand das Projekt zur Entwicklung eines interdisziplinären, projektorientierten Studiengangs, das inzwischen in Kooperation mit vier weiteren Hochschulen in Sachsen-Anhalt umgesetzt und vom BMBF gefördert wird. Der Studiengang verbindet ingenieurwissenschaftliche Grundlagen mit fundierten Kenntnissen in Künstlicher Intelligenz. Neben einer modernen Modulstruktur legt das Curriculum großen Wert auf praxisorientierte Projektarbeit, interdisziplinäre Lehrformate sowie ethische und ökonomische Reflexion. Gerade die Fähigkeit, KI-Systeme auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewerten und optimieren zu können, ist ein zentrales Element des Kompetenzprofils zukünftiger Absolvent*innen.
Besonders hervorzuheben ist das sogenannte KISS-Modell – ein kooperatives, integratives und synergetisches Studienkonzept, das die Ressourcen mehrerer Partnerhochschulen bündelt und auf gemeinsame Lehr- und Prüfungsordnungen setzt. Ein zentrales Element dieses Modells ist das Vertiefungsstudium, das die Studierenden im späteren Studienverlauf an einer der beteiligten Partnerhochschulen absolvieren. Dort wählen sie eine fachliche Spezialisierung, zum Beispiel in Bereichen wie Green Engineering, Produktion und Logistik oder Smart Health Technologies, und vertiefen ihr Wissen in anwendungsnahen Projekten und Wahlpflichtmodulen.
Professor Lang präsentierte nicht nur die curricularen Eckpunkte, sondern auch konkrete Erfahrungen aus den ersten beiden Jahrgängen. Eine zentrale Botschaft seines Vortrags war, dass die Planung und Umsetzung eines kooperativen und interdisziplinären Studiengangs mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist – etwa durch unterschiedliche Fachkulturen, divergierende Idealvorstellungen und institutionelle Rahmenbedingungen, die nicht immer vollständig vereinbar sind. Dennoch lohne sich der Aufwand: Die Studierenden profitieren deutlich von den vielfältigen Perspektiven, der strukturellen Vielfalt und den praxisnahen Lernangeboten, die ein solches Modell ermöglicht. Trotz kleiner Startkohorten zeigt sich eine positive Resonanz aus der Praxis: Unternehmen beteiligen sich aktiv an Projekten, und auch strukturell konnte bereits viel erreicht werden – von einer E-Learning-Plattform bis hin zu neuen KI-Professuren sowie der Reformation und Modernisierung ingenieurwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen. Aktuelle Herausforderungen wie die Erhöhung der Studierendenzahlen und die Harmonisierung administrativer Prozesse werden aktiv mit kreativen Maßnahmen adressiert. Dazu zählen unter anderem gezielte Social-Media-Kampagnen sowie ein enger, niedrigschwelliger Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden zur frühzeitigen Identifikation und Bearbeitung von Studienhürden.